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(回答先: ブッシュ「アフガン増派」、カルザイ「もう結構」(伊RaiNews) 投稿者 kamenoko 日時 2008 年 1 月 30 日 22:31:59)
RaiNews記事ソース WELT紙インタビュー
30. Januar 2008, 06:54 Uhr Von Nathan Gardels
Afghanischer Präsident
Wo ist Osama Bin Laden, Herr Karsai?
Die Nato hat erstmals einen Kampfverband der Bundeswehr für den Afghanistan-Einsatz
angefordert. Danach soll die Bundeswehr rund 250 norwegische Soldaten ablösen.
Im Interview mit WELT ONLINE äußert sich Präsident Karsai zu den Plänen und sagt,
wie sein Land zusammen mit Pakistan gegen al-Qaida vorgehen will.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai übt Kritik an der geplanten Verstärkung der
Präsenz ausländischer Truppen in seinem Land. Bei einem Überraschungsbesuch
des deutschen Verteidigungsministers Franz Josef Jung forderte der afghanische
Präsident mehr Hilfe beim Aufbau seines Landes. WELT ONLINE hat mit Hamid Karsai
gesprochen.
WELT ONLINE: Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf sagt, Sie beiden seien
sich einig, wie Taliban und al-Qaida zu bekämpfen
Hamid Karsai: Ich habe in Islamabad vor kurzem ein sehr konstruktives Gespräch
mit Präsident Musharraf geführt. Ich habe ein größeres Problembewusstsein
vorgefunden und eine neue Dringlichkeit im Umgang mit dem Terrorismus in Pakistan.
Meine Hoffnung ist, dass Pakistan in Zukunft härtere und deutlichere Maßnahmen
ergreift und dabei eine Region vor Augen hat, in der Extremismus in Zukunft nicht
mehr für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Wenn Pakistan einen Schritt
in diese Richtung unternimmt, werden wir in Afghanistan viele Schritte zur
Unterstützung folgen lassen.
WELT ONLINE: Vor ihrer Ermordung hat Benazir Bhutto erklärt, dass die Politik
der „strategischen Tiefe“ von Teilen des pakistanischen Geheimdienstes nach wie
vor verfolgt werde. Demnach stärkt Pakistan die Taliban in Afghanistan, um sie
als Puffer gegen Indien einzusetzen. Diese Politik habe sich aber zur
"strategischen Bedrohung" für Pakistan entwickelt. Teilen Sie Bhuttos Ansicht?
Hamid Karsai: Wenn sie damit sagen wollte, dass die Politik der strategischen
Tiefe an die Unterstützung religiöser Extremisten geknüpft war und sich das nun
gegen Pakistan wendet, hatte sie damit sehr recht. Genau dieses Problem muss
man angehen. Die Unterstützung von Extremismus, zu welchem Ziel auch immer,
bringt einen diesem Ziel nicht näher. Stattdessen schadet es uns allen und
schadet jetzt Pakistan.
In ihrer ursprünglichen Form sind die Taliban Orthodoxe, keine Extremisten.
Sie kennen keine Ideologie des Hasses gegen andere oder der Gewalt gegen
andere. Ein Taliban ist eigentlich ein Student an einer religiösen Schule,
der ein Gelehrter in Fragen der Religion werden will. Das ist kein Radikalismus.
Radikalismus ist eine Sache der Motivation, von einem bestimmten Glauben
getrieben. Leider ist dieser Radikalismus in den letzten drei Jahrzehnten
von anderen als Werkzeug missbraucht worden, erst vom Westen, der im Konflikt
mit der Sowjetunion die radikalen Elemente der Mudschaheddin unterstützt hat;
dann wurde, worauf Benazir Bhutto hingewiesen hat, dieses Werkzeug im Sinne
der strategischen Tiefe missbraucht. Deshalb ist es wichtig, zwischen den
beiden Taliban zu unterscheiden.
Damit Pakistan und Afghanistan ein Vertrauensverhältnis entwickeln können,
müssen wir im Sinne einer weiter gefassten politischen Agenda über das Konzept
der strategischen Tiefe hinausgehen. Afghanistan wird an Versicherungen und
Garantien geben, was es kann, damit ein stabiles, prosperierendes Afghanistan
ein Gewinn für Pakistan ist und den pakistanischen Interessen nicht auf
irgendeine Art zuwiderläuft. Eine Strategie wie Frankreich und Deutschland zu
verfolgen, ehemalige Gegner, die nun in Europa zusammenarbeiten, wäre für unsere
Sicherheit viel besser. Das ist meine Vision für diese Region. Und das ist
die Vision, die die Extremisten besiegen wird. Benazir Bhutto hatte sehr recht.
WELT ONLINE: Was braucht Afghanistan nun am dringendsten vom Westen?
Hamid Karsai: Mehr als alles andere brauchen wir Hilfe beim Aufbau unseres
Humankapitals und unserer Institutionen, unserer Armee, unserer Polizei, unseres
Beamtenapparates, unserer Richterschaft und so weiter. Wir müssen unseren
institutionellen Standard heben. Auch wenn sich die Lage zuletzt verbessert hat,
ist insbesondere die unabsichtliche Bombardierung afghanischer Zivilisten durch
Nato- und US-Truppen schmerzhaft – wozu es kommt, weil es nicht genügend
Bodentruppen gibt. Ich bin allerdings nicht sicher, ob die Entsendung weiterer
Truppen die richtige Antwort wäre. Für uns findet der Krieg nicht hier, sondern
anderswo statt. Deshalb sollte man sich auf die Zufluchtsstätten und
Ausbildungslager konzentrieren. Afghanistan ist keine Zufluchtsstätte. Es war eine,
aber wir haben es uns zurückgeholt.
WELT ONLINE: Wo, glauben Sie, ist Osama Bin Laden?
Hamid Karsai: Er ist nicht in Afghanistan. Er kann sich hier nicht verstecken.
Also muss er sein, wo er sich verstecken kann.
Copyright: Global Viewpoint 2008. Aus dem Englischen von Wieland Freund.
http://www.welt.de/politik/article1612469/Wo_ist_Osama_Bin_Laden_Herr_Karsai.html